Tropischer Regenwald im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, 2020. Foto: Reed Rickert
Der Name des Museums, Xinatli, entstammt von dem Begriff »Xinachtli« aus der Nahua-Sprache und beschreibt den Moment, in dem ein Samen keimt und zu seiner lebensspendenden Form heranwächst. Der Ausdruck symbolisiert Schöpfung und die Möglichkeit zur Wandlung.
Architektur: Estudio Juiñi und Studio Viktor Sørless, 2021. Renderings: bloomimages. CC-BY-SA
01 Design
Xinatli ist eine künstlerische Initiative, die sich rund um die Konstruktion eines Museums für mehr ökosozialen Ausgleich einsetzt. Die ersten Entwürfe von Xinatli sehen eine umgestaltete Stufenpyramide vor, verschiedene Erfahrungssbereiche, lebendige Skultpuren sowie ein terrestrisches Institut, das kollektive Wege des Wissens ergründen möchte.
Xinatli wächst aus der Positionierung heraus, einen Beitrag zur Klimakrise und dem Klima der Ungerechtigkeit zu leisten, und sich für andere Formen der Kunst und ihrer Ästhetik, ökologische Bauweisen und dem Miteinander aller Spezies einzusetzen.
Jedes Lebewesen existiert, weil alle anderen existieren. Alles beruht auf Gegenseitigkeit. Ein solches Verständnis wurzelt in den Kosmovisionen ortsgebundener Gemeinschaften und verlangt nach der Anerkennung vieler Seinsweisen und Praktiken, nicht nur einer einzigen, die beherrschende Kraft beansprucht.
Skizze, Estudio Juiñi und Studio Viktor Sørless, 2017. CC-BY-SA
»Bislang waren Museen vornehmlich Orte, an denen Macht und Besitz zur Schau gestellt wurde. Eine neuartiges Museum sollte kein Schaufenster dafür sein, sondern ein Ort, der für mehr Gerechtigkeit eintritt: in der Ökologie, in der Kunst und in der Gesellschaft.«
Fernanda Raíz, Gründerin von Xinatli
Zu den Schwerpunkten des Museums gehören neben der Förderung künstlerischer Positionen, das Denken und Fühlen mit der Erde, die Anschauung von Pilzen und Pflanzen sowie die Auseinandersetzung mit der Natur als Rechtssubjekt, wie es die Verfassungen in Bolivien und Ecuador vorsehen.
Jegliches Denken, dass Menschen und Lebewesen als Objekte behandelt, sich besser stellt und Hierarchien aufbaut, soll eine Absage erteilt werden: Es verhindert einen mitfühlenden Bezug zur Welt. Ökologische Empathie ist gerade erst durch dekoloniales Denken möglich; der Abkehr von Rassismus und Anthropozentrismus und der Überwindung westlicher Gegensätze wie Natur und Kultur.
Als Standort für Xinatli wurde ein 90 Hektar großes Areal im Süden Mexikos an der Grenze zum Regenwald in die Planung einbezogen, das zuvor von illegaler Rodung durch Viehfarmen betroffen war – und in den kommenden Jahren wieder aufgeforstet werden soll.
Das Land wird dabei nicht als Besitztum betrachtet. Nach der vorübergehenden Nutzung, soll es an die Erde als Einheit zurückgegeben werden. Hütung und Ertrag sollen ortsgebundenen Gemeinschaften vorenthalten bleiben. Sie bewahren seit Jahrtausenden am wirksamsten unsere Ökosysteme.
Architektur: Estudio Juiñi und Studio Viktor Sørless, 2021. Renderings: bloomimages. CC-BY-SA
Architektur: Estudio Juiñi und Studio Viktor Sørless, 2019. Renderings: bloomimages. CC-BY-SA
Der erste Entwurf sieht eine Stufenpyramide aus Holz, Schilfrohr, Chukumharz, Sisalfasern und Lehm vor. Lehm wurde in nahezu allen Zivilisationen seit Jahrtausenden als Baumaterial verwendet. Er liegt allen zu Füßen, unter der Erde, als Humus, als Bindemittel für eine humanere, mehr als menschliche Bauweise. Lehm ist in Kreisläufe rückführbar und ökologisch sinnvoll. Im Gegensatz dazu ist Beton eines der zerstörerischsten Baumaterialien der Welt, dessen Herstellung gewaltige Mengen an Sand und Energie verschlingt.
Die Stufenpyramide ist darüber hinaus Bestandteil mesoamerikanischer Kultur – und kann gleichzeitig auch als Symbol der Klassengesellschaft von Arm und Reich betrachtet werden. Die mexikanische Schriftstellerin Elena Poniatowska hat eine Entpyramidisierung gefordert, die Arbeit an der Auflösung von Klassen. Der Weg zu einer neuen Gesellschaft, schrieb der mexikanische Schriftsteller Octavio Paz in seinem Buch »Labyrinth der Einsamkeit«, führe über die Kritik der Pyramide, der Pyramidengesellschaft. So zielt der erste Entwurf von Xinatli darauf ab, Hierarchien aufzulösen. Die breiteste Schicht der Stufenpyramide wurde von der Basis zur Mitte des Gebäudes angehoben, auf die Wuchshöhe der Bäume. Menschen befinden sich nun symbolisch auf Augenhöhe zu der Natur, die sie selbst sind. Lebendige Wesen, die auf Gegenseitigkeit beruhen.
Architektur: Estudio Juiñi und Studio Viktor Sørless, 2021. Rendering: bloomimages. CC-BY-SA
02 Kunst
Xinatli beabsichtigt über die Jahre hinweg insbesondere Werke von Personen zu fördern, die von struktureller Ungleichheit betroffen sind, künstlerische Positionen, die ein ökologisches Bewusstsein schaffen oder sich mit den Beziehungen zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen auseinandersetzen.
Der Weg zu einem wirklich zirkulärem Verständnis von Kunst erfordert die gegenseitige und gleichwertige Anerkennung schöpferischer Leistungen, nicht ihre Inbesitznahme: Xinatli wird sich für die Rückgabe von Kunst- und Kulturgütern einsetzen, die aus kolonialen Kontexten stammen.
03 Ökologie
Ein mitfühlender Bezug zur Welt ist möglich. Eine Welt, in der wir nicht mehr gegen die Erde leben, sondern mit ihr. Der Weg dorthin führt jenseits von Egoismus und Nationalismus hin zu einer Reintegration mit der Erde.
Xinatli möchte die Aufmerksamkeit rund um das Vorhaben nutzen, um ein Bewusstsein für ökologische Diskurse zu schaffen und eine wachsende Zahl lebendiger Plattformen für Menschen und nicht-menschliche Lebewesen zu entwickeln, welche die Vorstellung einer Welt, in der das Viele liegt, fruchtbar halten.
Abbildung: Von einem egozentrischen hin zu einem erdverbundenem Weltbild.
04 Pluriversos
Essays, wissenschaftliche Arbeiten, experimentelle Erzählformen: Xinatli "Pluriversos" möchte eine wachsende Anzahl von Perspektiven zum Klimawandel vorstellen.
Veröffentlicht am 30. August, 2021
Westliches, rationales Denken steht einem mitfühlenden Bezug zur Welt im Weg. Stattdessen könnten wir von den Weisheitstraditionen ortsgebundener Gemeinschaften lernen, eine Ökologie der Gegenseitigkeit auszubilden. ~ mehr
Veröffentlicht am 05. Januar 2021
Biopiraterie bezeichnet die kommerzielle Aneignung von Leben (Pflanzen, Tieren und ihren Bestandteilen) und dem Wissen um seine Nutzung mit Hilfe von geistigen Eigentumsrechten. In den meisten Fällen wird das tradierte Wissen von ortsgebundenen Gemeinschaften über Pflanzen ausgebeutet. Warum es kein Patent auf Leben geben sollte.
In redaktioneller Planung für Sommer 2024
2021
~ Erste Entwürfe Xinatli
2022
~ Kuration und Korrespondenz mit Künstler*innen
2023 - 2024
~ Gründung eines Kunstvereins
~ Erste Projektförderung mexikanischer Künstler*innen
xinatli – museo de investigación artística
xinatli ist eine künstlerische Initiative, die sich rund um den bau eines museums für mehr ökosoziale gerechtigkeit einsetzt.
künstlerische idee
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